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Audiometrie in der Arztpraxis Teil 2 – die Ton-Audiometrie

Die Ton-Audiometrie ist ein diagnostisches Verfahren zur Messung des Hörvermögens einer Person. Dabei werden Töne mit unterschiedlichen Frequenzen und Lautstärken abgespielt. Die getestete Person gibt an, ob sie den Ton hört. Dadurch kann die leiseste Lautstärke bestimmt werden, bei der der Ton wahrgenommen wird, auch bekannt als Hörschwelle. Die Ergebnisse werden in einem Audiogramm dargestellt, das die Frequenz gegen den Schalldruckpegel in Dezibel abbildet. Anhand der Ergebnisse können verschiedene Arten von Hörverlust identifiziert werden, wie zum Beispiel sensorineuraler, Schallleitungs- oder kombinierter Hörverlust. Sowohl Luftleitungstöne über Kopfhörer als auch Knochenleitungstöne über einen speziellen Hörer können verwendet werden. Die Ton-Audiometrie ist ein häufig angewendetes Standardverfahren in der HNO-Medizin und Audiologie.

Das finden Sie in unserem Beitrag zu „Audiometrie in der Arztpraxis - Ton-Audiometrie“:


Hier erfahren Sie noch mehr zum Thema Audiometrie 

Audiometrie Grundlagen, Begriffe, Tests
Lesen Sie hier mehr zum Thema Grundlagen, Begriffe und Tests in der Audiometrie: Ohr, Corti-Organ, Luft- und Knochenleitung, Freifeld FF, konduktive Schwerhörigkeit, ensorineurale Schwerhörigkeit, kombinierte Schwerhörigkeit, Stimmgabel-Test nach Rinne und Weber u.v.m.

Sprach-Audiometrie
Die Sprachaudiometrie ist ein audiologisches Verfahren, das die Fähigkeit zum Sprachverständnis bei unterschiedlichen Lautstärken prüft. Sie ist entscheidend für die Diagnose von Hörstörungen und die Anpassung von Hörgeräten.


Die wichtigsten Fakten zur Ton-Audiometrie

Die Ton-Audiometrie umfasst die Messung von Frequenzen zwischen 125 Hz und 8kHz, welche im Audiogramm dokumentiert werden. Die Hörkurve im Audiogramm zeigt den Hörverlust für jede einzelne Frequenz, wobei tiefe Frequenzen am linken und hohe Frequenzen am rechten Rand des Audiogramms dargestellt werden. Die Symbole im Audiogramm können je nach Land variieren.

Abbildung - Ton Audiometrie: die Sprachbanane im Ton-Audiogramm
Um die Hörschwelle bei verschiedenen Frequenzen zu ermitteln, wird die Intensität (Pegel und Lautstärke) bei jeder Frequenz schrittweise erhöht, bis der Patient mitteilt, den Ton so eben noch wahrzunehmen. Als Stimuli werden Sinus- oder frequenzmodulierte Töne (Wobbeltöne) mit unterschiedlichen Frequenzen verwendet. Für die Messung kommen Kopf- oder Einsteckhörer sowie gegebenenfalls ein Knochenleitungshörer zum Einsatz. Frequenz-Messungen über 8kHz bis 16 oder 20kHz werden als Hochfrequenz-Audiometrie bezeichnet.

Hörschwelle (HS) / Hörverlust (HV)

Die Hörschwelle bezeichnet die minimale Intensität eines Tons, die vom Patienten wahrgenommen werden kann. Eine Kurve, auch Tonaudiogramm genannt, ergibt sich durch Messung bei verschiedenen Frequenzen. Die Intensität wird in dB HL angegeben. Im Fall eines normalhörenden Patienten liegt die Hörschwelle bei allen Frequenzen bei 0 dB HL. Ein größerer Abstand des Audiogramms zur 0 dB-Linie deutet auf einen größeren Hörverlust hin.

Hörschwelle – leisestes Geräusch, das eine Person hören kann. Es wird in Dezibel (dB) gemessen und für verschiedene Frequenzen oder Tonhöhen bestimmt. Eine normale Hörschwelle liegt im Bereich von 0 bis 20 dB.

Hörverlust – bezieht sich auf die Abweichung der Hörschwelle einer Person von der normalen Hörschwelle. Es wird auch in Dezibel gemessen. Der Grad des Hörverlusts kann wie folgt klassifiziert werden:

  • Leichter Hörverlust: 25-40 dB
  • Mittlerer Hörverlust: 41-60 dB
  • Schwerer Hörverlust: 61-80 dB
  • Profounder (tiefgreifender) Hörverlust: 81 dB u. mehr
Ton Audiometrie: Hörschwelle (HS) / Hörverlust (HV)

Unbehaglichkeitsschwelle (UCL)

Die Unbehaglichkeitsschwelle (UCL, von engl. “Uncomfortable Loudness Level” oder auch “Uncomfortable Level”) bezeichnet in der Ton-Audiometrie das Lautstärkeniveau, bei dem ein Ton für eine Person unangenehm oder unerträglich wird. Es handelt sich nicht um das Schmerzschwellenniveau, sondern um das Niveau, bei dem der Ton als unangenehm empfunden wird, bevor er schmerzhaft wird. Einige wichtige Punkte zur Unbehaglichkeitsschwelle:

Messung
Die UCL wird oft in der Audiometrie gemessen, insbesondere wenn Hörgeräte angepasst werden. Es ist wichtig zu wissen, wie laut ein Ton sein kann, bevor er für den Träger eines Hörgeräts unangenehm wird, um sicherzustellen, dass das Gerät nicht zu laute Töne verstärkt.

Einheit
Wie die Hörschwelle wird auch die UCL in Dezibel (dB) gemessen.

Bedeutung bei Hörgeräteanpassung
Die Kenntnis der UCL einer Person hilft Audiologen und Hörgeräteakustikern, die maximale Verstärkung eines Hörgeräts so einzustellen, dass Töne klar und verständlich, aber nicht unangenehm oder schädlich sind.

Variabilität
Die UCL kann von Person zu Person variieren und kann bei Personen mit Hörverlust oft niedriger sein als bei Personen mit normalem Hörvermögen. Das bedeutet, dass Menschen mit Hörverlust oft empfindlicher auf laute Töne reagieren können.

Die Bestimmung der Unbehaglichkeitsschwelle ist ein wichtiger Schritt bei der audiologischen Bewertung und bei der Anpassung von Hörgeräten, um sicherzustellen, dass die Patienten das bestmögliche Hörerlebnis haben, ohne Unbehagen oder Schmerzen zu empfinden.

Angenehme Lautstärke (MCL)

Die angenehme Lautstärke (MCL, von engl. “Most Comfortable Level”) bezeichnet das Lautstärkeniveau, bei dem ein Ton für eine Person am angenehmsten oder optimalsten ist, weder zu leise noch zu laut. Es handelt sich um das Niveau, bei dem gesprochene Worte oder andere Töne am besten wahrgenommen und verstanden werden können. Einige wichtige Punkte zur angenehmen Lautstärke (MCL):

Ton-Audiometrie - Symbol für angenehme Lautstärke

Messung
Die MCL wird oft in der Audiometrie gemessen, insbesondere wenn Hörgeräte angepasst werden. Es ist wichtig zu wissen, bei welcher Lautstärke ein Ton für den Träger eines Hörgeräts am angenehmsten ist, um die optimale Verstärkung des Geräts einzustellen.

Einheit
Wie die Hörschwelle und die UCL wird auch die MCL in Dezibel (dB) gemessen.

Bedeutung bei Hörgeräteanpassung
Die Kenntnis der MCL einer Person hilft Audiologen und Hörgeräteakustikern, die Verstärkung eines Hörgeräts so einzustellen, dass Töne in einem Bereich liegen, der für den Träger am angenehmsten ist.

Variabilität
Die MCL kann von Person zu Person variieren und hängt oft von der Art und dem Grad des Hörverlusts ab. Einige Menschen mit Hörverlust benötigen möglicherweise eine höhere Lautstärke, um Töne als angenehm zu empfinden, während andere empfindlicher sein können.

Bereich
Die MCL liegt zwischen der Hörschwelle (HV) und der Unbehaglichkeitsschwelle (UCL). Der Normalbereich der angenehmen Lautstärke liegt oft bei etwa 65 dB HL, kann aber je nach individuellen Unterschieden variieren.


Das Überhören

In der Ton-Audiometrie bezeichnet das “Überhören” ein Phänomen, bei dem das bessere Ohr Töne wahrnimmt, die eigentlich für das schlechter hörende Ohr bestimmt sind. Dies kann zu ungenauen oder verfälschten Ergebnissen in einem Audiogramm führen. Hier sind die wichtigsten Punkte zum Überhören:

Wie es passiert
Wenn ein Ton, insbesondere ein lauter Ton, an das schlechter hörende Ohr gesendet wird, kann dieser Ton durch den Schädelknochen übertragen werden und vom besseren Ohr wahrgenommen werden.

Problem
Das Hauptproblem beim Überhören ist, dass es das Audiogramm verfälschen kann. Das schlechter hörende Ohr könnte fälschlicherweise als besser hörend eingestuft werden, weil das bessere Ohr den Ton tatsächlich hört.

Maskierung
Um das Überhören zu verhindern, wird das bessere Ohr oft “maskiert”. Dies bedeutet, dass im besseren Ohr ein kontinuierliches Rauschen oder ein anderer Maskierungston abgespielt wird, um es vorübergehend “abzulenken” und zu verhindern, dass es die für das andere Ohr bestimmten Töne hört.

Wann ist Maskierung notwendig?
Die Entscheidung, wann Maskierung angewendet werden sollte, basiert auf der Differenz der Hörschwellen zwischen den beiden Ohren und der Frequenz des zu testenden Tons. Audiologen haben spezifische Kriterien, um zu bestimmen, wann Maskierung erforderlich ist.

Bedeutung
Das korrekte Erkennen und Verhindern von Überhören ist entscheidend, um genaue Audiogrammergebnisse zu erhalten. Dies ist besonders wichtig, wenn ein signifikanter Hörverlust vorliegt oder wenn ein großer Unterschied im Hörvermögen zwischen den beiden Ohren besteht.


Das Vertäuben

Während der Ton-Audiometrie des weniger leistungsfähigen Ohres wird das Überhören zum besseren Ohr durch das Einspielen eines Rauschens unterbunden. Hierbei wird dem besseren Ohr über einen Kopf- oder Einsteckhörer ein konstantes Rauschen zugeführt, wodurch es die Signale des anderen Ohres nicht wahrnehmen kann. Dieser Vorgang verhindert das Mithören des anderen Ohres und wird als “Vertäubung des Gegenohres” bezeichnet. Bei der Knochenleitung kann das Überhören bereits bei einem Bereich von 0-10dB auftreten, weshalb hier die Vertäubung besonders wichtig ist. Bei der Luftleitung tritt das Überhören bei Verwendung von Kopfhörern ab 50dB und bei Einsteckhörern ab etwa 70dB auf.

Sprachverständlichkeitskurve – die Sprachbanane im Ton-Audiogramm

Die “Sprachbanane” ist ein Begriff, der in der Audiologie / Ton-Audiometrie verwendet wird, um den Bereich im Ton-Audiogramm zu beschreiben, in dem die meisten Sprachlaute (Phoneme) wahrgenommen werden. Dieser Bereich hat eine bananenähnliche Form im Audiogramm und repräsentiert die Lautstärke und Frequenz der meisten menschlichen Sprachlaute. Die Sprachbanane ist somit ein zentrales Konzept in der Audiologie und hilft Fachleuten, den spezifischen Hörverlust eines Patienten besser zu verstehen und geeignete Rehabilitationsstrategien zu entwickeln. Einige wichtige Punkte zur Sprachbanane in der Ton-Audiometrie:

Abbildung - Ton Audiometrie: die Sprachbanane im Ton-Audiogramm

Frequenzbereich
Die Sprachbanane umfasst in der Regel Frequenzen zwischen 250 Hz und 8000 Hz, wobei die meisten Sprachlaute zwischen 500 Hz und 3000 Hz liegen.

Lautstärkebereich
Die Laute innerhalb der Sprachbanane haben typischerweise eine Intensität zwischen 20 dB und 60 dB.

Bedeutung
Die Erkennung von Tönen innerhalb der Sprachbanane ist entscheidend für das Verstehen von gesprochener Sprache. Ein Hörverlust in diesem Bereich kann erhebliche Auswirkungen auf die Kommunikationsfähigkeit einer Person haben.

Verschiedene Laute
Innerhalb der Sprachbanane können verschiedene Konsonanten und Vokale identifiziert werden. Zum Beispiel liegen tieffrequente Vokale wie “oo” und “ah” am unteren Ende, während hochfrequente Konsonanten wie “s” und “sh” am oberen Ende liegen.

Hörverlust und Sprachverständnis
Ein Hörverlust, der speziell die Frequenzen innerhalb der Sprachbanane betrifft, kann das Sprachverständnis erheblich beeinträchtigen, selbst wenn andere Frequenzen normal gehört werden.

Hörgeräteanpassung
Bei der Anpassung von Hörgeräten ist es besonders wichtig, den Bereich der Sprachbanane zu berücksichtigen, um das Sprachverständnis zu optimieren.


Hochfrequenter Hörverlust (Hochtonabfall)

Abbildung Ohr im Querschnitt
Die Beeinträchtigung des Gehörs bei hohen Frequenzen wird als Hochfrequenter Hörverlust bezeichnet. In den meisten Fällen wird dies durch eine Schädigung der äußeren Haarzellen im Innenohr durch Lärm verursacht. Da beide Ohren dem Lärm ausgesetzt waren, kann dieser Hörverlust bei beiden Ohren auftreten. Der Verlust von hohen Frequenzen ist stärker ausgeprägt als der von tiefen Frequenzen, da die hohen Frequenzen am Anfang der Hörschnecke wahrgenommen werden. Dies kann zu einer Beeinträchtigung der Sprachverständlichkeit führen, da viele Konsonanten wie “s”, “f” und “t” in höheren Frequenzbereichen liegen. Menschen mit hochfrequentem Hörverlust haben oft Schwierigkeiten, Gespräche in lauten Umgebungen oder Gruppensituationen zu verstehen. Es ist wichtig, den Hochfrequenz-Hörverlust frühzeitig zu erkennen und behandeln zu lassen. Eine Möglichkeit zur Behandlung ist die Verwendung von Hörgeräten, die speziell für diesen Bereich des Gehörs ausgelegt sind. Diese Geräte können helfen, verlorene Frequenzen wiederzugewinnen und das Sprachverständnis deutlich verbessern. Eine weitere wichtige Maßnahme zur Vorbeugung gegen einen hochfrequenten Hörverlust ist die Vermeidung von Lärmbelastungen. Das Tragen von Schutzgehörschützern bei lauten Aktivitäten wie Konzerten oder beim Betrieb schwerer Maschinen kann dazu beitragen, das Gehör vor dauerhaften Schädigungen durch Lärm zu schützen.

CPT-AMA

(Council on Physical Therapy, American Medical Association / JAMA 119: 1108-1109, 1942)
Ton-Audiometrie CPT-AMA Tabelle
Die Tabelle zeigt den prozentualen Hörverlust bei einer bestimmten Frequenz und gibt Auskunft darüber, bei welchem Ton-Hörverlust dieser erreicht wird. Der gesamte monaurale prozentuale Hörverlust (CPT-Hörverlust) wird durch die Addition der vier Teilwerte bei den Frequenzen 500Hz, 1kHz, 2kHz und 4kHz errechnet. Wenn sowohl unvertäubte als auch vertäubte Werte bei derselben Frequenz vorhanden sind, wird der vertäubte Wert für die Berechnung herangezogen. Der CPT-AMA-Wert wird in Prozent angegeben und sowohl für das linke als auch für das rechte Ohr bestimmt. In modernen Audiometrie-Softwareprogrammen wird der CPT-AMA-Wert automatisch berechnet. Diese Tabelle ist ein wertvolles Instrument für Audiologen und HNO-Ärzte, um eine genaue Diagnose zu stellen und eine passende Behandlung zu finden.

Anzeige der Hörgeräteversorgung
Bei der Regelversorgung handelt es sich um eine beidseitige Versorgung der Ohren. Um die Diagnose einer Schwerhörigkeit zu stellen, muss der tonaudiometrische Hörverlust auf dem Ohr mit besserem Gehör in mindestens einer Testfrequenz zwischen 500 und 4000 Hz bei 30 dB oder mehr liegen. Zudem darf das Sprachverstehen bei Einsatz des Freiburger Einsilbertests mit Kopfhörern bei einem Pegel von 65 dB nicht höher als 80% liegen.

Erklärung des PTA
Der Pure Tone Average (auf Deutsch: Reinton Durchschnitt) wird durch die Berechnung des Mittelwerts des Hörverlustes bei den Frequenzen 500 Hz, 1 kHz, 2 kHz und 4 kHz, was eine präzise Einschätzung der auditiven Beeinträchtigung erlaubt. Da insbesondere der Bereich dieser Frequenzen für das Sprachverständnis relevant ist, werden diese vier Frequenzen für die Berechnung des PTA verwendet. Abhängig von der verwendeten Audiometriesoftware ist es möglich, zu bestimmen, welche Frequenzen zur Berechnung des PTA herangezogen werden sollen.


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