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Audiometrie in der Arztpraxis Teil 3 – die Sprach-Audiometrie

Die Sprachaudiometrie ist ein audiologisches Verfahren zur Messung des Sprachverstehens. Es unterscheidet sich von der Tonaudiometrie, indem es sich auf das Verständnis von Sprache konzentriert. Während des Tests werden dem Probanden Wörter oder Sätze über Kopfhörer oder Lautsprecher vorgespielt, die er nachsprechen muss, um das Verstehen bei verschiedenen Lautstärken zu bewerten. Die Ergebnisse werden oft als Prozentsatz des korrekt verstandenen Materials dargestellt. Dieser Test ist entscheidend für die Diagnostik von Hörstörungen, die Anpassung von Hörgeräten und die Überwachung von Hörveränderungen. Die Sprachaudiometrie ist ein wichtiger Bestandteil der Audiologie, da sie eine genauere Einschätzung der Hörkapazität einer Person, insbesondere im Hinblick auf das Sprachverständnis, ermöglicht, was für die alltägliche Kommunikation von großer Bedeutung ist.

Das finden Sie in unserem Beitrag zu „Audiometrie in der Arztpraxis - Sprach-Audiometrie“:


Hier erfahren Sie noch mehr zum Thema Audiometrie 

Audiometrie Grundlagen, Begriffe, Tests
Lesen Sie hier mehr zum Thema Grundlagen, Begriffe und Tests in der Audiometrie: Ohr, Corti-Organ, Luft- und Knochenleitung, Freifeld FF, konduktive Schwerhörigkeit, ensorineurale Schwerhörigkeit, kombinierte Schwerhörigkeit, Stimmgabel-Test nach Rinne und Weber u.v.m.

Ton-Audiometrie
Hierbei wird das Hörvermögen einer Person über verschiedene Frequenzen hinweg gemessen, indem reine Töne in unterschiedlichen Frequenzen und Lautstärken präsentiert werden. Das Ziel ist es, die Hörschwelle des Patienten für jeden Ton zu bestimmen.


Die wichtigsten Fakten zur Sprachaudiometrie

Im Zuge der Sprachaudiometrie kommen verschiedene Sprachtests zum Einsatz, die sich in ihrer Durchführung unterscheiden. Eine Kategorie bilden dabei die Sprachtests, bei denen Wörter ohne weitere Geräusche vorgespielt werden. Der “Freiburger Sprachtest” ist hierzulande bekannt und etabliert. Eine weitere Kategorie sind Sprachtests unter Störlärmbedingungen. Hierbei werden Wörter abgespielt, während gleichzeitig Störlärm, beispielsweise in Form von Vertäubungsrauschen, über Kopfhörer oder Freifeld erzeugt wird. Dies ermöglicht eine realistische Simulation von Hörsituationen. Hierbei sind sowohl der Freiburger Sprachtest als auch die Oldenburger Sprachtestverfahren weit verbreitet. Die Sprachaudiometrie bietet somit eine Vielzahl an Möglichkeiten, die individuelle Hörfähigkeit objektiv zu messen.

Das Sprachaudiogramm

Schaubild - Kurve Diskriminationsverlust
Ein Sprachaudiogramm ist ein Testverfahren zur Überprüfung der Sprachverständlichkeit eines Patienten. Hierbei wird die Verständlichkeit von Wörtern ermittelt. Die Intensität in dB SPL wird auf der X-Achse abgebildet und die Verständlichkeit in Prozent auf der Y-Achse. Normalhörende erreichen bei einem Zahlentest (mehrsilbige Wörter) eine 50%-Verständlichkeit bei einer Intensität von 18,5 dB SPL. Die Normkurven sind bei den meisten Audiometern sichtbar und dienen als Orientierung. Das Sprachaudiogramm ist ein wichtiger Bestandteil der audiologischen Untersuchung und gibt Aufschluss über die individuelle Sprachverständlichkeit des Patienten.

Vorgehensweise bei der Sprachaudiometrie in Ruhe

Bei der Sprachaudiometrie in Ruhe wird zunächst das bessere Ohr getestet. Es ist jedoch möglich, dass die Verständlichkeit niemals 100% erreicht oder bei höheren Pegeln sogar wieder abnimmt – die sogenannte Helmkurve. Um den Test durchzuführen, müssen zunächst die Ergebnisse der Tonaudiometrie vorliegen.

Für den Zahlentest in Ruhe mit Kopfhörer am besseren Ohr wird eine Startintensität festgelegt. Diese ergibt sich aus der Hörschwelle bei 500 Hz Luftleitung plus 20 dB. Ein Beispiel: Wenn die Hörschwelle bei 500 Hz 20 dB HL beträgt, beträgt die Startintensität 40 dB SPL.#

Das Ziel des Tests ist es, ein Ergebnis zwischen 30% und 70% zu erreichen. Wenn weniger als 30% verstanden werden, wird die Intensität um 10 dB erhöht. Wenn mehr als 70% verstanden werden, wird die Intensität um 10 dB reduziert. Wenn zwischen 30% und 70% verstanden wird, wird die Intensität um 10 dB reduziert, um eine zweite Messung durchzuführen oder eine Extrapolation aus der Linie parallel zur Normkurve zu erstellen.

Für den Sprachtest sind 10 Wörter pro Intensität vorgeschrieben, um ein verlässliches Ergebnis zu gewährleisten, da eine geringere Anzahl das Ergebnis verfälschen kann.

Für den Einsilbertest in Ruhe mit Kopfhörer am besseren Ohr wird die Startintensität aus dem Sprach-Hörverlust des Zahlentests plus 20 dB ermittelt. Ein Beispiel: Wenn der Sprach-Hörverlust (50% Verständlichkeit Zahlen) 40 dB SPL beträgt, beträgt die Startintensität 60 dB SPL. Die Intensität wird schrittweise um 15 dB erhöht, bis die maximale Diskrimination (Verständlichkeit) erreicht wird.


Vertäubung in der Sprach-Audiometrie und Sprach-Hörverlust

Bei einer deutlichen Asymmetrie in der Sprach-Audiometrie kann es notwendig sein, eine Vertäubung (Maskierung) durchzuführen. Hierbei erfolgt die Schallübertragung ausschließlich über den Knochenleitungs-Weg, wobei die Schallwellen über den Schädelknochen ins Ohr gelangen.

Wenn die Differenz zwischen der Knochenleitungsschwelle des zu maskierenden Ohrs und der verwendeten Sprachintensität 50dB beträgt, ist die Sprache auf dem besseren Ohr zwar hörbar, aber weiterhin nicht verständlich. Erst bei einer Differenz von 70dB beim Zahlentest bzw. 80dB beim Einsilbertest können die Wörter verstanden werden. Wird in diesem Fall kein Vertäuben durchgeführt, kann dies zu einem zu positiven Ergebnis für das schlechtere Ohr führen, was sich negativ auf die Behandlung des Patienten auswirken kann.

Daher ist es von großer Bedeutung, einen Hörverlust für Sprache genau zu diagnostizieren, indem die Differenz zwischen der Intensität, bei der der Patient 50% der Zahlen versteht, und dem Wert der Normkurve des Zahlentests (Normkurve 50% Verständlichkeit bei 18.5dB SPL) ermittelt wird.


Der Diskriminationsverlust (DV)

Der Verlust der Diskriminationsfähigkeit hat zur Folge, dass bestimmte Laute von Ohren und Gehirn nicht mehr erfasst werden können. Daraus resultiert eine erschwerte Unterscheidung von Wörtern und Sprachlauten, vor allem wenn diese ähnlich klingen. Der Diskriminationsverlust (DV) im Sprachaudiogramm bezieht sich dabei auf den Prozentsatz der nicht verstandenen einsilbigen Wörter bei der höchstmöglichen Verständlichkeit des Patienten. Die Formel zur Berechnung des DV lautet: Verständlichkeit in % + DV in % = 100 %. Eine Angabe zur Intensität in dB SPL ist bei der Bestimmung des DV unerlässlich. Zum Beispiel beträgt der DV bei einer Intensität von 80 dB SPL 30%, was bedeutet, dass der Patient bei dieser Lautstärke eine maximale Verständlichkeit von 70% aufweist. Es handelt sich hierbei um einen wichtigen Parameter, um eine angemessene Hörbehandlung zu planen und durchzuführen.


Der Hörverlust von Zahlen

Die Beeinträchtigung des Zahlenverstehens wird im medizinischen Kontext als Hörverlust für Zahlen bezeichnet. Der Hörverlust für die Erkennung von Zahlen, auch bekannt als Speech Recognition Threshold (SRT), wird definiert als der Punkt, an dem die Kurve der Zahlenerkennung die 50% Verständlichkeitslinie im Vergleich zur Normkurve schneidet. Wenn die Kurve der Zahlenerkennung bei 50dB SPL die 50%-Verständlichkeitslinie schneidet, beträgt der SRT 31,5dB (50dB – 18,5dB). Dieser Parameter ist von Bedeutung, um das Ausmaß des Hörverlusts in Bezug auf die Fähigkeit, Zahlen zu verstehen, zu ermitteln. Diese Werte werden also im Audiogramm auf der zentralen Achse vermerkt und bilden somit eine wichtige Basis für die Diagnose und Behandlung von Hörstörungen. Es ist von hoher Bedeutung, den Hörverlust für Zahlen frühzeitig und präzise zu erfassen, um eine adäquate Versorgung der Betroffenen sicherzustellen.


Die Aufblähkurve

Als Aufblähkurve wird eine audiometrische Messung bezeichnet, die mittels Tönen und Geräuschen das Hörvermögen eines Prüflings unter Zuhilfenahme von Hörgeräten ermittelt. Die Messmethode, die insbesondere bei Kindern oder Personen ohne Sprachverständnis angewandt wird, erlaubt die Ermittlung des Hörgewinns. Hierbei werden im Freifeld zwei Messungen pro Ohr durchgeführt, wobei das Gegenohr vertäubt wird. Mittels Schmalbandrauschen oder alternativ Wobbeltönen wird zunächst die Hörschwelle ohne Hörgerät gemessen, um dann die gleiche Messung mit Hörgerät durchzuführen. Es ist dabei wichtig, dass die Kopfposition im Raum bei beiden Tests identisch ist. Das Ergebnis der Messung wird als Aufblähkurve bezeichnet. Bei der Wahl des Tonsignals ist zu beachten, dass Sinustöne zu stehenden Wellen führen können und somit die Intensität frequenz- und positionsabhängig verfälschen können.

Die Helm-Kurve

Die Helm-Kurve, die im Sprachaudiogramm beobachtet werden kann, ist ein Phänomen, das eine Reduktion der Verständlichkeit von Einsilbern bei hohen Schallintensitäten darstellt. Es zeigt sich, dass der Patient bei zunehmender Lautstärke eine Verschlechterung des Verständnisses aufweist. Diese Beobachtung tritt insbesondere bei Schallempfindungsschwerhörigkeit auf, die durch Schädigungen der Nerven- oder Sinneszellen verursacht wird.

Zusammenhang zwischen Ton- und Sprach-Audiometrie bei Schwerhörigkeit

Im Bereich der Ton- und Sprach-Audiometrie wird eine Korrelation zwischen beiden Aspekten mittels eines Plausibilitäts-Checks überprüft. Ein Zahlentest wird durchgeführt, wobei der Mittelwert aus der Tonaudiometrie bei 500, 1000, 2000 und 4000Hz um 20dB erhöht wird, um eine Verständlichkeit von 30-70% bei Mehrsilbern zu ermitteln. Es wurde festgestellt, dass es bei keiner Form von Schwerhörigkeit vorkommt, dass die Resultate des Zahlentests schlechter sind als die des Einsilbertests. Bei einer Schallleitungsschwerhörigkeit sind die Kurven des Sprachtests im Vergleich zur Normkurve gleich steil, jedoch nach rechts verschoben. Eine Schallempfindungsschwerhörigkeit zeigt sich durch eine nach rechts verschobene Kurve im Zahlentest sowie eine flachere Kurve im Einsilbertest im Vergleich zur Normkurve.

Muster eines Audiogramms für Ton und Sprache bei Hochtonabfall

Bei einem Hochtonabfall wird üblicherweise ein Ton- und Sprach-Audiogramm durchgeführt, um die Hörschwelle und Sprachverständlichkeit des Patienten zu bestimmen. Die Auswertung des Audiogramms zeigt, dass die Kurve der Zahlen leicht nach rechts verschoben ist. Hingegen weist die Einsilber-Kurve eine starke Verschiebung nach rechts auf und ist im Vergleich zur Normkurve deutlich flacher. Diese Ergebnisse deuten auf eine Beeinträchtigung des Hochtonbereichs des Gehörs hin, was eine reduzierte Fähigkeit zur Unterscheidung von Sprache und Geräuschen zur Folge haben kann. Eine gezielte Therapie kann in solchen Fällen helfen, die Kommunikationsfähigkeit des Patienten zu verbessern.

Muster eines Audiogramms für Ton und Sprache bei Schallleitungsschwerhörigkeit

Das Ton- und Sprach-Audiogramm bei einer Schallleitungsschwerhörigkeit zeigt Kurven, die im Sprachtest ebenso steil wie die Normkurve verlaufen, jedoch aufgrund des Hörverlustes gemäß Tonaudiogramm nach rechts verschoben sind. Der Hörverlust entspricht hierbei einem SRT von 30dB.

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