Seit 2004 ist es für alle Vertragsärzte verpflichtend, ein Qualitätsmanagementsystem aufzubauen und aufrechtzuerhalten. Damals hatten die Praxen 3 Jahre Zeit für die Einrichtung ihres QM-Systems. Neu gegründete Praxen haben weiterhin 3 Jahre Zeit für den Aufbau. Doch von den bestehenden Arztpraxen sind nicht alle gleich weit und gleich erfolgreich mit ihrem QM-System. Qualitätsmanagement scheint also kein Selbstläufer zu sein. In manchen Arztpraxen funktioniert es aber dennoch sehr gut. Anscheinend machen diese Praxen etwas anders als die anderen. In diesem Blog-Beitrag erläutert wir wesentliche Fakten, wie das QM-System auch für Ihre Arztpraxis gelingen kann.
Das finden Sie in unserem Beitrag zum erfolgreichen Aufbau des Praxis-QM
Das QM-System in der Arztpraxis
Wie Sie kein QM-System für Ihre Arztpraxis aufbauen sollten
Die geringste Chance für ein erfolgreiches Gelingen
Am wenigsten funktioniert der Aufbau eines QM-Systems, wenn der Arzt selbst so wenig Lust hat, sich selbst mit dem Qualitätsmanagement zu beschäftigen, dass er einfach einer MFA mitteilt: „Du kümmerst dich jetzt um das QM.“ Und von da an war das Thema für ihn erledigt. Das klingt jetzt sehr vereinfacht, ist es aber nicht, sondern ist durchaus in der Vergangenheit schon häufig der Weg gewesen, wie Qualitätsbeauftragte in Arztpraxen zu ihrer Aufgabe gekommen sind.
Wenn dieser Arzt sehr viel Glück hat, wird sich die Mitarbeiter allein darum kümmern, was eigentlich zu dem QM-System dazugehört. Diese Herangehensweise wird aber immer nur bedingt erfolgreich sein können, weil sie irgendwann an den Punkt gelangt, dass sie Rückmeldungen und auch die Rückenstärkung vom Chef benötigt. Hat sich dieser aber so gar nicht um das Qualitätsmanagement gekümmert, weiß er folglich auch nicht, worum es eigentlich geht – und kann in Folge keine Entscheidungen treffen.
Gute Nachrichten für den Chef
Die gute Nachricht ist aber auch, dass sich der Arzt nicht selbst um das QM-System kümmern muss – zumindest nicht allein. Und das sollte er besser auch gar nicht. Er kann durchaus eine oder zwei Mitarbeiter*innen festlegen, die sich hauptsächlich darum kümmern. Qualitätsmanagement ist aber eine Team-Aufgabe. Das bedeutet, dass sowohl die anderen Mitarbeiter als auch der Arzt in den Aufbau und in die Aufrechterhaltung des QM-System einbezogen werden sollten, damit es erfolgreich werden kann. Für den Arzt bedeutet das, zumindest in festgelegten Abständen in Besprechungen mit den beauftragen Mitarbeitern ein Update zu erhalten und dieses auch einzufordern, wie weit das QM-System mittlerweile ist, und Entscheidungen zu treffen bzw. an den Entscheidungen mitzuwirken. Für das Team bedeutet es, dass die Qualitätsbeauftragten (QBs, QMBs) nicht sämtliche QM-Aufgaben selbst ausführen müssen, sondern dass andere Teammitglieder unter Anleitung der QMBs kleinere Aufgaben aus dem QM übernehmen wie z.B. das Ausarbeiten von Arbeitsanweisungen oder das Führen der Gerätebücher.
Einmal gemacht – falsch gedacht
Es kann natürlich innerhalb vom aufgebauten QM-System auch weitere kleine Projekte geben wie z.B. die Einführung eines Telefonassistenten, die Ausarbeitung neuer Arbeitsanweisungen und Checklisten für einen neuen medizinischen Bereich der Praxis etc.
Wie für jedes Projekt und jede Aufgabe muss auch für das Qualitätsmanagement Zeit eingeplant werden. Das gilt in größerem Umfang für die Einführungsphase, aber auch für die kontinuierliche QM-Arbeit – es macht sich nicht von allein. Deswegen sollte mindestens die QMB feste Zeiten eingeplant bekommen, in denen sie sich dann auch wirklich dem QM widmen kann. Und das Team sollte sie hier bestärken, sich diese Zeiten zu nehmen bzw. das erforderliche Verständnis aufbringen, dass diese Mitarbeiter für die geplanten Zeiten nicht an der Patientenversorgung teilnimmt, sondern für das Team auf andere Weise da ist.
Ein wirkungsvolles QM-System sollte die Praxis aber nicht mehr Zeit kosten, als ohne. Das Qualitätsmanagement dient ja letztendlich der Verbesserung der Abläufe, kürzere Kommunikationswege, klarere Zuständigkeiten und dadurch weniger Diskussionen, wer sich um was kümmert, weniger Suchen. Das muss (!) sich nach Abschluss der Einführungsphase auch im laufenden Praxisbetrieb bemerkbar machen. Andernfalls müssen die bisherigen QM-Bestrebungen noch einmal überdacht werden, ob sie eigentlich zielführend waren. Oder was sie überhaupt bewirken sollten.
Wie Sie ein QM-System für Ihre Arztpraxis aufbauen sollten
Wer kann was beim Aufbau des QM übernehmen?
Für den Anfang eines QM-Systems ist es entscheidend, zunächst die Verantwortlichkeiten zu klären, wer sich um was kümmert. Dazu gehört eine klare Aufgabenverteilung zwischen Arzt / Ärzten, Qualitätsbeauftragten und Team. Außerdem ist es wichtig, dass diejenigen, denen eine Aufgabe übertragen wird, auch das erforderliche Wissen haben oder erlernen, wie sie ihre Aufgabe umsetzen können und worauf sie achten sollten.
Wie und wo finde ich eine Orientierung?
Anschließend ist es wichtig, zunächst einen Überblick zu bekommen, was eigentlich zu Qualitätsmanagement dazugehört, was wichtig ist für das eigene Qualitätsmanagement-System, vielleicht auch welche Themen mindestens erarbeitet werden sollen und dadurch bedingt auch, welchen Umfang das QM bekommen soll und in welcher Reihenfolge die Aufgaben bearbeitet werden sollen. Die erforderliche Übersicht können die Praxen durch den Besuch eines Kurses bei der KV oder dem TÜV oder einer vergleichbaren Weiterbildungsstätte, im Selbststudium oder auch durch eine individuelle Beratung bekommen. Das Selbststudium ist sicherlich zunächst am kostengünstigsten, kostet aber übermäßig viel Zeit und lässt im Unklaren, ob die Praxis wirklich die relevanten Themen und diese in nutzenbringender Weise angeht. Hilfreicher dagegen ist schon eine Weiterbildung, weil sie das erforderliche Wissen komprimiert aufbereitet – bei der Umsetzung lässt sie die Praxis dann aber auch allein. Am schnellsten und zielführendesten ist sicherlich eine individuelle Beratung. Der finanzielle Mehraufwand kann oft durch entsprechende Fördergelder seitens der EU, der Bundesländer oder der Städte und Gemeinden (Regionalförderung) ausgeglichen werden.
Das bringt ein QM der Arztpraxis!
Ein QM-System ist also wie ein großer Behälter, in dem einfach alles gebündelt wird, was den Praxisalltag besser steuern lässt und gemeinsame Regeln festlegt. Dabei ist die Einführungsphase nur der Auftakt – entscheidend für den Erfolg ist die kontinuierliche Umsetzung des Qualitätsmanagement-Systems, die aber nur gelingen kann, wenn die betroffenen Mitarbeiter und auch die Ärzte in den QM-Elementen einen Sinn erkennen. Ein erfolgreiches QM-System verändert also die täglichen Praxisabläufe, indem es für mehr Struktur in den Abläufen und Klarheit in den Zuständigkeiten, die bessere Einhaltung gemeinsamer Regeln oder mehr Übersicht über das Praxisgeschehen sorgt. Es kann also auch bedeuten, dass das QM-System der einen Praxis sehr verschieden von dem QM-System einer anderen Praxis ist. Eines ist sicher, ein QM in der Arztpraxis verbessert die Sicherheit und die Arbeitsabläufe, das führt zu einer wesentlich besseren Zufriedenheit der Praxismitarbeiter*innen, das wiederum wirkt motivierend, die Fluktuation nimmt ab, die Arbeitsqualität steigt. Bedeutet, der Segen liegt in der langfristigen Betrachtung – ein Qualitätsmanagement für die Arztpraxis zahlt sich aus.