Medizinische Instrumente:
Einweginstrumente oder Mehrweginstrumente einsetzen?
Ökologische und ökonomische Aspekte – eine schwierige Entscheidung
Die Entscheidung, ob Einweg- oder Mehrweginstrumente gekauft werden sollten, hängt i.d.R. davon ab, ob die Instrumente häufig oder selten verwendet werden. Bei häufig genutzten Instrumenten amortisiert sich der Kaufpreis über die Lebensdauer, bei nur gelegentlich oder zeitweise genutzten Instrumenten sind Einweginstrumente günstiger und bieten eine hygienische Alternative. Aber auch bei häufiger Nutzung können Einweginstrumente eine interessante Alternative darstellen, wenn beispielsweise verschiedene einfache Instrumente in der Ambulanz oder als Stationsware eingesetzt werden. Das kann bei schwankender Anzahl an Einsätzen eine sinnvolle Lösung darstellen.
Ganz gleich, ob Einweg- oder Mehrweginstrumente zum Einsatz kommen, die Nutzung geht immer mit entsprechender Umweltbelastung einher. Zum einen belasten Einweginstrumente die Umwelt durch den zu entsorgenden Müll und die hohen Energie- und Wasserverbräuche für das Recycling. Auf der anderen Seite belasten die Prozesschemikalien und der Energie- und Wasserverbrauch bei der Instrumentenaufbereitung die Umwelt.
Vor dem Hintergrund des Ressourcen- und Umweltschutzes sowie der Kosten-Nutzen-Rechnung muss jeder Anwender selbst einen guten Weg finden, wie er medizinische Instrumente umwelt- und kostengerecht einsetzen kann.
Warum werden Einweginstrumente mit Sicherheitsmarkierungen versehen?
Einweginstrumente oder auch Einwegbestecke genannt werden in der Regel aus Stahl oder Polymer Kunststoff hergestellt. Einweginstrumente aus Metall verfügen über Sicherheitsmarkierungen, um sie schnell und zuverlässig von Mehrweginstrumenten unterscheiden zu können. Diese farblichen Markierungen sind besonders wichtig, denn eine Vermischung von Einweg- und Mehrweginstrumenten führt zu enormen Problemen und kann nicht nur Geräte während der Aufbereitung beschädigen.
Einwegprodukte sind für die notwendige alkalische Reinigung nicht geeignet. Kontaktkorrosion und Rostbildung (Fremdrost) sind wahrscheinlich. Um zu verhindern, dass Mehrweginstrumente im Autoklaven rosten, sind sie nickelhaltig. Einwegbesteck hat diese Eigenschaft nicht, daher würden die Instrumente rosten, wenn sie im Autoklaven sterilisiert würden. Im schlimmsten Fall könnte der Autoklav selbst kontaminiert werden und sonst korrosionsfreie Instrumente bei der aktuellen und weiteren Aufbereitungen mit den entsprechenden Rostpartikeln belasten.
Einweginstrumente und Mehrweginstrumente im Schnellvergleich
Vergleich | Einmalinstrumente | Mehrfachinstrumente |
---|---|---|
Verwendbarkeit | Einmalige Verwendung. | Mehrfache Verwendung. |
Haltbarkeit | In der Originalverpackung i.d.R. bis zu 5 Jahre steril. | Je nach Aufbereitung, i.d.R. 6 Monate steril. |
Nachhaltigkeit | Hoher Materialverbrauch und damit verbundener Edelstahlmüll, da Entsorgung nach Gebrauch. Hoher Energie- und Wasserverbrauch für Recycling / Entsorgung. | Nach Anschaffung für einen langfristigen Einsatz geeignet. Umweltbelastung durch Chemikalien sowie hohem Energie- und Wasserverbrauch bei der Aufbereitung. |
Hygiene | Kreuzkontaminationen oder Infektion durch Keimverschleppungen oder Rückstände werden vermieden. | Mögliche Aufbereitungsfehler oder schadhafte Stellen können zur Beeinträchtigung der Behandlungsqualität führen. |
Qualität | Gleichbleibend hoch, kein Verschleiß, keine Abnutzung – keine Einschränkungen in der Funktionalität, da Einmalgebrauch. | Natürlicher Verschleißprozess, Abnutzung kann die Funktionalität beeinträchtigen, regelmäßige Wartung und Pflege erforderlich. |
Kosten | Wiederkehrende Anschaffungskosten, definierte Kosten pro Anwendung. Bei geringem OP-Volumen langfristig wirtschaftlich. | Einmalige höherpreisige Anschaffung, im Anschluss Kosten durch Aufbereitung, Pflege und Reparatur. Bei hohem OP-Volumen langfristig wirtschaftlicher. |
Rechtliches | Hersteller haftet für Sterilität. | Betreiber haftet für Sterilität. |
Pro und Contra – Einweginstrumente vs. Mehrweginstrumente–
Medizinische Einweginstrumente
Einweginstrumente (Einmalinstrumente) stehen in hoher Qualität und ohne vorherige Aufwände zur Verfügung. Nach Gebrauch können die Einweginstrumente einfach in einem Sicherheitsbehälter, der einer Kanülen-Entsorgungsbox ähnelt, entsorgt werden. Durch die einfache Entsorgung über den Sicherheitsbehälter fallen zudem keine weiteren zusätzlichen Kosten an.
Bei Einmalinstrumenten entfällt sämtlicher Aufwand für die manuelle Vor- und Nachbereitung und somit auch alle Kosten der maschinellen Instrumentenaufbereitung. Mit Einweginstrumenten lassen sich viele der mit der Chirurgie verbundenen Risiken vermeiden. Einweginstrumente sind einzeln versiegelt und steril und können in ihrer Originalverpackung mehrere Jahre lang gelagert werden, ohne ihre Sterilität zu verlieren. Somit lassen sich Keimverschleppungen ausschließen. Des Weiteren unterliegen Einmalinstrumente keinem Verschleiß und befinden sich stets auf dem höchstmöglichen Qualitätsniveau.
Pro Medizinische Einweginstrumente
- Aufgrund der sterilen Verpackung sowie der langen Sterilität ist die Gesundheitseinrichtung bei schwankender Anzahl an operativen Eingriffen optimal vorbereitet.
- Die Verantwortung für die Sterilisation liegt beim Hersteller.
- Der komplette Vorbereitungsaufwand entfällt.
- Die Anschaffung von Thermodesinfektor, Sterilisator und Siegelgerät sowie Sterilverpackungen etc. entfällt.
- Es fallen keine zusätzlichen Personalkosten für die Durchführung und Begleitung der Instrumentenaufbereitung an.
- Der Einsatz von Reinigungs- und Desinfektionsmitteln und erforderlichem Zubehör entfällt.
- Es besteht keine Gefahr von Kreuzkontamination & Infektionsübertragung.
- Bei kleinen und mittleren Volumen sind Einmalinstrumente eine sichere und ökonomische Alternative zur Instrumentenaufbereitung.
- Es fallen keine Wartungen, Reparaturen und Validierungen an.
Contra Medizinische Einweginstrumente
- Nicht alle Instrumente sind als Einwegprodukt verfügbar.
- Bei häufigen Operationen sind Einweginstrumente i.d.R. weder wirtschaftlich noch ökologisch im Vergleich zu Mehrweginstrumenten.
- Bei Einweginstrumenten sind oftmals Feinheiten und abgestimmte Nuancen weniger ausgeprägt.
- Durch den Einmalgebrauch fallen hohe Mengen an Edelstahlmüll an.
Zusammenfassend lässt sich zu Einweginstrumenten sagen:
Bei Einweginstrumenten entfällt die aufwendige Aufbereitung und die umfangreiche Dokumentation während des Aufbereitungszyklus – Einmalinstrumente besitzen hingegen eine rückverfolgbare Chargendokumentation ab Hersteller. Zudem ist die Qualität des Instruments immer gleichbleibend, Funktionseinschränkungen durch die Abnutzung werden vermieden. Einweginstrumente sind für den Einsatz in Arztpraxen und auch in Pflegeheimen bestens geeignet. In Ambulanzen und auf Stationen werden hauptsächlich Scheren, Pinzetten, Klemmen oder ähnliches als Einweg eingesetzt. Andere Instrumente kommen dort seltener zum Einsatz, da die Feinheiten bei Einmalinstrumenten im Gegensatz zu Mehrweginstrumenten i.d.R. nicht ausgeprägt genug sind.
Medizinische Mehrweginstrumente
Bei größeren operativen Eingriffen und regelmäßig hohem Operationsaufkommen bieten Mehrweginstrumente wesentliche Vorteile. In diesen Fällen ist der Einsatz von Einweginstrumenten nicht sinnvoll, da beispielsweise das Auspacken der einzeln verpackten Instrumente nicht zum Ablauf im OP passen. Dort müssen alle sterilisierten medizinischen Instrumente griffbereit und dem Instrumententisch angeordnet sein, um einen reibungslosen Ablauf zu gewährleisten, das vorherige Auspacken aller ggf. benötigten Einmalinstrumente würde zu enorm hohen Kosten führen.
Mehrweginstrumente unterliegen aufgrund der häufigen Nutzung und Aufbereitung einem entsprechenden Verschleiß, wodurch es zu Kratzern und verbogenen Instrumente kommt. Zudem können so Keimherde entstehen, die bei nicht sachgemäßer Aufbereitung zu Keimverschleppungen führen können. Mittel- bis langfristig entstehen entsprechende Mängel, die das Qualitätsniveau deutlich senken können.
Pro Medizinische Mehrweginstrumente
- Bei häufigen Operationen sind Mehrweginstrumente inklusive Aufbereitung auf Dauer wirtschaftlicher.
- Mehrweginstrumente verfügen über ausgeprägte Feinheiten und abgestimmte Nuancen, was Einweg teilweise nicht bietet.
- Größeres Sortiment an speziellem Instrumentarium.
- Weniger Edelstahlmüll im Vergleich zu Einweginstrumenten.
Contra Medizinische Mehrweginstrumente
- Bei kleinen operativen Eingriffen und geringem Operationsaufkommen ist der Einsatz von Mehrweginstrumenten unwirtschaftlich.
- Höheres Risiko für Kreuzkontamination & Infektionsübertragung.
- Umweltbelastung duch Chemikalen und hohen Wasserverbrauch.
- Die Verantwortung für die Sterilität liegt beim Betreiber.
- Für die Instrumentenaufbereitung sind ausgebildete Fachkräfte erforderlich.
- Es fallen durchgängig Kosten für Wartung, Reparatur und Validierung der Geräte an.
- Ein Reparaturmanagement ist erforderlich.
Zusammenfassend lässt sich zu Mehrweginstrumenten sagen:
Die Wiederaufbereitung von wiederverwendbaren Instrumenten (Mehrweginstrumente / Mehrfachinstrumente) nach der Verwendung im Operationssaal ist ein kostspieliger Prozess. Die Aufbereitung erfordert eine Vielzahl von Reinigungsmitteln, darunter Bürsten, Handschuhe, Desinfektionsmittel und Zubehör. Ebenso entstehen entsprechend hohe Kosten für das Personal während der Aufbereitungszeit sowie für die Ausbildung und fortlaufenden Schulungen. Darüber hinaus sind für die Sterilisation der Instrumente aufwändige Maschinen wie Thermodesinfektoren (RDG) und Sterilisationen (Autoklaven) erforderlich. Der gesamte Aufbereitungsprozess von Mehrweginstrumenten ist durch den Betreiber zu überwachen und gemäß den gesetzlichen Bestimmungen durchzuführen – die gesamte Dokumentation liegt in der Verantwortung des Betreibers.
Mehrweg- oder Einweginstrumente in Arztkoffern oder Notfalltaschen?
Wiederverwendbare Instrumente werden in Instrumentenbeuteln versiegelt und entsprechend sterilisiert, um sie beispielsweise im Rettungsdienst oder bei Hausbesuchen in Arztkoffern oder Notfalltaschen mitzuführen. Diese Instrumente, die möglicherweise nur selten verwendet werden, müssen jedoch nach einiger Zeit der Nichtverwendung erneut sterilisiert werden, um die Norm zu erfüllen. Hier sollten Einweginstumente eingesetzt werden, die i.d.R. über eine bis zu 5 Jahre Haltbarkeit (Sterilität) besitzen.
Mehrweginstrumente und die maschinelle Aufbereitung
Besuchen Sie auch unsere Informationsseite zur maschinellen Aufbereitung von medizinischen Mehrweginstrumenten. Wir stehen Ihnen für Beratung, Planung und Einrichtung Ihrer Aufbereitungsräume in der Arztpraxis und Klinik gerne zur Verfügung
Hier finden Sie Einweg- und Mehrweginstrumente für die Arztpraxis und Klinik
Kaufberatung Einweg- und Mehrweginstrumente
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